Philipp Jenninger über Begegnungen mit dem Heiligen Vater
Die Zuhörer im gut gefüllten Saal des Restaurants neben der Alten Kelter lauschten interessiert den Ausführungen eines Mannes, dem einst die Ehre zu Teil wurde, zwei Jahre lang das Pontifikat Johannes Pauls II. aus nächster Nähe mitzuerleben: Philipp Jenninger. Dieser war nicht nur Präsident des Deutschen Bundestags, Staatsminister beim Bundeskanzler und Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, sondern auch von 1995 bis 1997 Botschafter der Bundesrepublik Deutschland beim Heiligen Stuhl. Fast jedes Land der Welt hat mittlerweile beim kleinsten Staat der Erde einen offiziellen diplomatischen Vertreter. Denn das Wort des Oberhaupts der katholischen Weltkirche hat Gewicht. Während es zu Beginn des Ersten Weltkriegs im Jahre 1914 noch 13 Botschaften im Vatikan waren, sind es heute nahezu 180. Nachdem der Schwabe Jenninger bereits in Wien als Botschafter tätig war, ging er 1995 nach Rom. Als Botschafter pflegte er dort enge Kontakte zum Kardinalstaatssekretär, aber auch zu den Botschaftern der anderen Nationen. So erinnerte sich Jenninger an eine Begegnung mit dem Vertreter der Islamischen Republik Iran. Dieser begründete seine Anwesenheit im Vatikan damit, dass es die einzige Möglichkeit seines Landes sei, mit der Christenheit in Kontakt zu gelangen.
Philipp Jenninger würdigte die herausragenden weltpolitischen und historischen Leistungen des polnischen Papstes und zählte ihn zu den größten Menschen des 20. Jahrhunderts. 1996, erinnert sich Jenninger, besuchte Johannes Paul II. Berlin und schritt durch das geöffnete Brandenburger Tor. Seine Worte waren damals: „Europa braucht Luft auf beiden Flügeln.“ Die Zuwendung gegenüber dem Osten und den Problemen der Menschen in den ehemals kommunistischen Staaten war eines der Kernanliegen des 2005 verstorbenen Bischofs von Rom. Jenninger ging auch auf dessen Rede vor den Vereinten Nationen zu deren 50-jährigem Bestehen ein und unterstrich die Worte des Papstes, ein Friede in der Welt sei erst durch einen Frieden der Regionen möglich. Philipp Jenninger hielt in seinem Vortrag auch jede Menge Anekdoten bereit und brachte den Zuhörern den Menschen Karol Wojtyla näher.