Alle Jahre wieder
Advent – Ankunft. Fremde Menschen kommen aus vielen Teilen der Erde zu uns, um Krieg, Verfolgung oder Hunger hinter sich zulassen. All das Elend der Welt wird dem hektischen Hier-und-jetzt-Menschen oft erst an Weihnachten sichtbar und bewusst. Noch nie waren seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs so viele Menschen weltweit auf der Flucht wie heute. Ist das uns hektischen Hier-und-jetzt-Menschen wirklich schon vollends bewusst? Unter den Geschenkpapierbergen geht die Botschaft des Weihnachtsfestes zunehmend verloren. Was ist eine der Botschaften? Nicht nur um die Weihnachtszeit ist es das „Willkommen heißen“. Es klingt doch so vertraut „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit…“
Pfarrer Eberhard Steinestel von der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Fellbach sprach genau dies an, als die etwa 50 Besucher des traditionellen Weihnachtsspaziergangs zu ihm in die Lutherkirche kamen. Dies bildete die erste Station. Nachdem sich die Gruppe zunächst vor der Kirche zwischen den Weihnachtsmarktbuden gesammelt hatte, wurde sie von Kantor Thilo Frank und der Orgel begrüßt, ehe Pfarrer Steinestel das Wort ergriff.
Beleuchtete Straßenzüge, eine weihnachtliche Melodie und ein weißes Wort – Weihnachten ist zwar <Alle Jahre wieder>, aber immer aktuell. Schließlich ist es ja auch der Brauch der Fellbacher Christdemokraten kein Winterfest, keine Jahresabschlussfeier und keine GlühWeinprobe zum Kalenderwechsel abzuhalten, sondern im besten Sinne, der Ankunft von Weihnachten entgegen zu fiebern. Ein Kirchenbesuch darf dabei nicht fehlen. Nach Orgel und geistlichem Wort kam Michael Franz, Diakon im Ruhestand, mit seiner Gitarre hinzu und regte zum dreistimmigen Kanon an. Der geschmückte Baum leuchtete zauberhaft.
Milde Temperaturen begleiteten die Spaziergänger, darunter auch Landtagsabgeordneter Matthias Pröfrock, in nördlicher Richtung dem Oberdorf entgegen. Wer in der Kirche noch vergeblich auf das „O du fröhliche“ gewartet hatte, konnte nun am Stadtmuseum, vor dem sich die Blechbläser der Stadtkapelle postiert hatten, lauthals mitsingen. Für eine Geschichte von Selma Lagerlöf spitzten die Spaziergänger in Hummels Höfle die Ohren. Ute Palm, Mutter des Oberbürgermeisters, erzählte sie.
Wie Lukas 2 auf Schwäbisch und in Reimform klingen kann, demonstrierte Traudl Maile von der SeniorenUnion im Hof von Erhard Hess. Mit einer Brise Humor waren auch die Bildchen des Diavortrags versehen, die passend zur Geschichte die Blicke auf sich zogen. In der Mitte des Hofes brannte ein Feuerchen, der Glühwein musste bei diesen Temperaturen nicht wirklich wärmen. Baubürgermeisterin Beatrice Soltys empfing die Spaziergänger vor der Neuen Kelter der Fellbacher Weingärtner, am großen Christbaum vor dem Haupteingang. Sie hatte zwei Geschichten von Erich Kästner mitgebracht. In der einen ging es um einen Mann, der nach 46 Heilig-Abend-Feiern mit seiner Familie das Fest zum ersten Mal alleine begehen muss und daher in seinen Gedanken sehr innig mit ihnen verbunden ist. Die zweite handelte vom 15-jährigen Felix, der an Heligabend zum Senf holen losgeschickt wird, um erst nach fünf Jahren wieder zu kommen.
Stadtrat Frank Ellinger ist Gastwirt im Oberdorf - seine Schinkenwurst mit Kartoffelsalat ist inzwischen fester Bestandteil der Veranstaltung. Die nun etwa 80 Gäste im Saal ließen es sich schmecken. Nach dem Mahl wurde es noch einmal richtig besinnlich. Kantor Thilo Frank, der mit Orgelklängen die Veranstaltung bereits eröffnet hatte, bildete auch den Abschluss. Diesmal schlug er am Keyboard die Töne an und der Amandussaal sang „Stille Nacht, heilige Nacht“. Das Fest konnte kommen.